Antigua ist ein nettes Städtchen! Etwa 35.000 Einwohner zählt die Kleinstadt im zentralen Hochland Guatemalas, die von 1543 bis 1773 die Hauptstadt der spanischen Kolonien in Zentralamerika war.
Da Guatemala City (die Hauptstadt Guatemalas) sehr gefährlich und mit wenigen Sehenswürdigkeiten bestückt ist, verschlägt es also die meisten Reisenden hier her.
Die für ihre barocke Kolonialarchitektur bekannte Stadt gehört seit 1979 zum Weltkulturerbe.
Aber für mich wird es ein längerer Aufenthalt – ich freu mich drauf!!
Sprachkurs und Host-Family: check! Los geht’s!
Die nächste Zeit werde ich hier verbringen: Spanisch lernen und als Volunteer arbeiten – mehr dazu später.
Ich wohne jetzt bei Maria, gemeinsam mit einem Mädchen aus Peking, die sechs Monate hier ist, und einem Burschen aus Californien, der in einer Schule unterrichtet… Volunteer… 10 Monate…
Warum ich mich für einen Spanisch-Sprachkurs hier entschieden habe?
Immerhin ist Guatemala nicht gerade das sicherste Land… wenn man auf die Seite vom Außenministerium nachliest…
Wenn man aber Guatemala City meidet, kann man sich schon anpassen. Ähnliches galt ja schon für Mexico, aber hier werde ich mehr Zeit verbringen und auch untouristische Wege gehen.
Worauf ich ab jetzt also achten muss:
Verhaltensregeln für Südamerika
* Kein Schmuck
* keine Kreditkarten und nur wenig Bargeld einstecken
* am Abend (bzw sobald es dunkel ist) nicht alleine durch die Straßen gehen
* sich drauf einstellen, dass wenn man überfallen wird, richtig zu reagieren: alles Geld hergeben und ruhig bleiben
Aber Antigua ist bekannt für seine Sprachschulen, die noch dazu wirklich billig sind. Eine Woche kostet etwa € 200.- für 20h/Woche Einzelunterricht inklusive Homestay bei einer Hostfamily. Das ist natürlich ein Argument. Die Homestays sind sehr einfach – dem Land entsprechend – aber doch ganz ok. also etwas höher als der Standard für Locals.
Das war übrigens mein Zimmer:
Und wer sich jetzt denkt ‚hmmm… schaut so naja aus…‘ dem kann ich sagen: ja, es gab gelegentlich auch Spinnen und Kakerlaken.
Aber in Guatemala habe ich einen neuen Packt mit allen lästigen Tierchen geschlossen. Laut vor mich hinsagend – damit sie es auch hören – lautet er so: ‚Du darfst hier bei mir im Zimmer bleiben, solange du außer meiner Reichweite bist (Bett, Gepäck und ähnliches sind Sperrzone für dich) und ich werde dir nichts tun solange du weit genug entfernt bist oder ich dich nicht sehe.‘
Das hat eigentlich ganz ok geklappt.
Tagsüber war also Sprachschule angesagt.
Mein Klassenzimmer war – abwechselnd – auf der Dachterrasse mit Blick auf den Vulkan und die Stadt oder im Schulgarten… it’s all about the view! Meine Lehrerin zum Glück sehr geduldig….
Das Dörfchen ist super nett – am Schulweg (oder auch so…) wird man von allen gegrüßt, und man kann sich kaum vorstellen, dass auch hier Kriminalität ein großes Thema ist….
Ich fühle mich ein bißchen wie bei uns am Land… jeder plaudert gerne und man wird gleich super nett aufgenommen.
Am Nachmittag war noch lernen angesagt oder Ausflüge gemacht. Beziehungsweise war gerade Ostern als wir dort waren – Semana Santa (heilige Woche vor Ostern) – und das ist in Lateinamerika das größte aller Feste!
An den Wochenenden vor Ostern gab es jeden Sonntag eine Prozession durch die Stadt – hunderte Leute mit verschiedensten Roben tragen riesige Jesus-Abbildnisse durch die Stadt…
Am Boden liegen wunderschöne Teppiche aus eingefärbtem Sägemehl und Blumen, die stundenlang mühevoll gelegt werden… In den Parks sind jede Menge Stände aufgebaut mit Unmengen an Essen! Fleisch! Viel davon! Ausserdem gibt’s Bananenchips, Marshmallows mit Schokoüberzug, Mangos, Zuckerwatte, Luftballoons und viel viel mehr was man brauchen kann… oder auch nicht…
Ausflüge gibt es natürlich auch – juhuuuu
Der erste ging auf die Macadamia Plantage! Ziemlich cool, nachdem ich noch nie gesehen habe, wie die eigentlich so wachsen… Ein Baum bringt zwischen 70 und 100kg Früchte pro Jahr…. die Plantage gehört einem Amerikaner, der vor 20 Jahren ein paar Tage hier Urlaub machen wollte, und dann beschlossen hat, dass er nicht mehr zurück möchte…
Öffentliche Verkersmittel in Guatemala sind hauptsächlich Chickenbusse – ehemalige Schulbusse, die bunt bemalt wurden und als öffentliche Busse fungieren. Um ca. 30 Cent/Fahrt ist man schon dabei…
Neben Kaffee, Rosen, Tabak, Baumwolle und Bananen, wird in Guatemala auch Jade produziert und exportiert. Jeder kennt sie in grün – in Guatemala gibt es auch schwarze Jade, eher selten, und violette Jade – sehr selten… Vielen ist sicher auch die grüne Maya-Maske aus Jade ein Begriff.
Natürlich erwischt es mich wieder mit den teuren Dingen… habe mich in einen Ring verschaut…. mit grünem Stein. Ich habe in den folgenden Tagen noch in 20 anderen Geschäften geschaut, aber leider keinen günstigeren, schöneren Ring gefunden… er ist sooo schöööön…
…und tataaaa, da war er dann… <3
mein Jade Ring. so schön. danke an den Mama-Osterhasen <3
Samstags ist der Dorf-Markt doppelt so groß als an den anderen Tagen – also nichts wie hin… Ich liebe Märkte und man glaubt, es ist immer wieder das Gleiche…
aber irgendwie… gab’s hier auch hier wieder etwas, das ich noch nie gesehen habe: Cashew Früchte zum Beispiel… und eine Frau, die Goldfische in Säckchen verkauft…. (!?)… naja… ok…
Cashew Früchte. oben im Stiel ist das, was wir als Cashew Nuss kennen.
Goldfische am Markt gefällig? kein Problem.
Und ihr merkt schon… damit mir nicht langweilig wird: noch mehr Nachmittagsbeschäftigung: Volunteer in einer Nachmittagsbetreuung. Zirka 80 Kinder von 3-15 Jahren werden hier von 13-17 Uhr beherbergt. Ich bin in der Gruppe der ganz Kleinen, weil die Sprachbarriere sonst zu groß ist :/
Es gibt in Guatemala kein soziales Netz und so sind Volunteers sehr willkommen – ob in Spitälern oder in Einrichtungen für Kinder oder behinderte Menschen. Da ich keine medizinische Ausbildung habe, bin ich zu den Kindern, und was man hier zurück bekommt ist nicht zu beschreiben. Die Kinder sind so offen und neugierig. Alle wollen gleichzeitig spielen und fragen und wollen alles wissen. Wirklich unglaublich schöne Momente.
Falls jemand auch soetwas machen möchte und einen Kontakt braucht – bitte direkt bei mir melden!
Als ich letztens nach Hause komme, höre ich nur ein “hola” – ich grüße zurück, bis ich merke, der Papagei hat mich verarscht…. alles klar… na warte… 😉
Drei mal am Tag gib’s Essen bei Maria… dann heißt’s “comer ninos!!” und kaum am Tisch dann “lindaaaa! feliz feliz!?” Das mit der Linda… also echt… kA was das schon wieder soll…. alles Essen ist frittiert oder paniert… bald kann ich mich rollen… wenn ich nicht gerade esse oder in der Schule bin, ist Vokabelkärtchen schreiben und lernen meine Unterhaltung… nette Abendbeschäftigung… wer hätte das gedacht… und da…. beim Vokabellernen… da versteh ich endlich was da los ist mit der Linda… und so… alles klar 😀
Vulkan Pakaya, 2500m hoch, einer der aktivsten Vulkane der Welt! Vor ca einer Woche ist er das letzte Mal ausgebrochen und einzelne Lavaströme fließen seither immer noch…. In einem Minibus fahren wir ca. 1,5h zum Startpunkt. Von dort geht man mit Guide ca 1,5h hinauf… entlang der Strecke stehen regelmäßig bewaffnete Securities… und Männer mit Pferden – taxis naturale…
Oben angekommen: eine unglaubliche Aussicht… vom Krater nach unten ist eine breite Schleuse von “frischem” Geröll… zwischen manchen Steinen kommt Rauch hervor und es ist unbedingt empfehlenswert, hinter dem Guide zu bleiben, denn manche der Steine sind heiß… so heiß, dass Holzstäbe nach wenigen Sekunden Feuer fangen, oder Schuhe schmelzen, wenn man den falschen Weg geht…
Unser Guide gibt uns Marshmallows – wir grillen – ziemlich lustig! Auf der anderen Seite des Vulkans geht’s wieder hinunter, nachdem wir die Sonne zwischen den drei anderen Vulkanen untergehen gesehen haben…. wunderschön! Dann heißt es nur schneller Abstieg, weil zwischen Sonnenuntergang und totaler Finsternis sind hier nur wenige Minuten… und den Rest müssen wir dann ohnehin mit Taschenlampen bewältigen. Natur. Überwältigend.
Am nächsten Tag heißt es: Tagwache: 5:00, Abfahrt 5:30 zum Largo de Atitlan; Ankunft: 8:00 Der See: 130 qkm groß, von drei Vulkanen umgeben und liegt selbst in einem Krater. Um den See liegen 13 Dörfer, hauptsächlich von Mayas bewohnt und mit Booten zu erreichen. Wir fahren mit kleinen Booten drei Dörfer an. Die sind allerdings nicht ganz so spektakulär, also genießen wir lieber die Aussicht…. auf den See… bei einem Gin Tonic… oder zwei… Abends geht’s wieder zurück…
Ausserdem haben wir diese Woche noch einen Workshop im SchokoMuseum gemacht… weil hier gibts die Kakaobohnen ja quasi vor der Tür und werden jeden Tag frisch geröstet… die ganze Straße riecht nach Kakao… so lecker!
Ach ja… letzte Woche war die spanische Königin im Lande, sogar hier in Antigua, allerdings war das top secret… aus Sicherheitsgründen wird in Mittelamerika natürlich nie gesagt, wann wer wo ist – das erfährt man hier erst Tage danach in den Nachrichten…
… neben der Sprachschule ging natürlich auch der restliche Alltag weiter…
Als wir spazieren gehen erzählt mir meine Lehrerin auch eine nette Geschichte von Ihrem Bruder. Er wurde – nur 2km von seinem Haus entfernt – von der “Verkehspolizei” aufgehalten und nach seinen Papieren gefragt. Nachdem er alles gezeigt hat, behaupten sie, dass etwas nicht passt…mit den Papieren… er sagt nur doch, es ist alles ok. Er muss ins Polizeiauto steigen und mit auf die Wache… das Auto war nie mehr gesehen… Die Warnung die er bekam war: Wir wissen wo du und deine Familie wohnt…
Wir sind in LatinAmerika! Genau so, wie ihr Bruder von deren Vater immer dazu ermahnt wird, beim Autofahren nicht aus dem Fenster zu schimpfen, denn man weiß ja nicht, wer der andere Fahrer ist und ob der vielleicht schlecht drauf ist und eine Waffe einstecken hat… ”Si, es normal en Guatemala.”
Wie jeden Sonntag war auch an den letzten Sonntagen Prozession angesagt… also es ist ja schon toll – nur bis Ostern jeden Sonntag 12 Stunden… das ist schon sehr gewöhnungsbedürftig… diesmal ging’s sogar bis 1 in der Früh…
Ausserdem haben wir noch eine Kaffeeplantage besucht! Total spannend! Ich frage mich da immer, wer bitte auf die Idee kommt das alles mit einer geernteten Frucht zu machen, bis sie dann endlich getrunken/gegessen wird… ziemlich aufwendig. Guatemala ist unter den top ten Kaffeeproduzenten. Auf Platz eins ist – mit Abstand – Brasilien. Man unterscheidet Arabica und Robusta Kaffeebohnen, wobei der Arabica der hochwertige ist und Robusta demnach die nicht so hochwertigen Bohnen. Nachdem in den letzten Jahren asiatische Länder wie zB Vietnam begonnen haben Kaffee anzubauen, ist der Preis instabil am Markt geworden, wobei von dort hauptsächlich Robusta Bohnen kommen. Nur damit das mal gesagt ist 😉
Also ich muss schon sagen, so gewöhnungsbedürftig Guatemala zu Beginn ist, auf Grund der Sicherheitsdefizite, so sehr verliebt man sich mit der Zeit in das Land. Es ist noch so authentisch, wenig Touristen, offene und herzliche Menschen sowie unglaubliche Natur.
Es ist vermutlich keine Destination für einen Familien- oder Strandurlaub, aber für Alternativreisende ein MUST SEE.